Die Einsamkeit der Kaffeetante

Normalerweise bin ich keine Freundin des meerfernen Einsatzes von Strandkörben. Und ich bin auch keine ausgesprochene Freundin von einsamen Cafébesuchen – Kaffeetanten sind immer mindestens zu zweit. (Da sitzt man dann alleine an einem Tisch. Auf dem Präsentierteller, denn die Ecken sind meistens schon belegt. Weiß nicht so recht, wohin mit seinem Blick und mit den Händen. Alle gucken – denkt man – und denken: „Ach, die Arme. Sitzt da ganz alleine. Wurde wohl versetzt.“ Und später dann: „Wollte wohl keiner mit ihr Kaffee trinken gehen.“ Auf die Idee, dass man da einfach alleine sitzt, weil man gerne mit sich alleine ist, kommen die wenigsten. Ist ja auch ein bisschen verschroben. Ich bin mir selbst genug und so. Und man selber denkt: „Hach, hoffentlich kommt keiner vorbei, den ich kenne und sieht mich hier alleine sitzen. Der denkt dann, was sitzt die hier rum? Hat die nichts zu tun? Hat wohl keinen Job, die Arme.) In Kombination wird allerdings doch noch ein Schuh draus.
Denn die Einsamkeit im Café verwandelt sich im strandfernen Strandkorb in Alleinsein, in Geborgenheit, in Wohlgefühl. Einen Cappucino auf dem Abstellbrettchen und eine Zigarette in der Hand. Moment. Ich rauche doch gar nicht. Dann eben ein Buch. Keiner sieht einen. Nicht mal die Bedienung. Deshalb kommt der Cappucino mit einiger Verspätung. Nebenbei streicht noch der Wind um den Korb, Fallen klappern gegen dünne Jollenmasten, der Maschsee plätschert unter den Füßen und die Frühlingssonne wärmt die Knie. Und dann Sätze lesen wie diesen:

„Manchmal bietet sich an, nicht nur darüber zu schweigen, wovon man nicht sprechen kann, sondern auch zu schweigen, wenn sich eine noch so berechtigte Aussage schlichtweg nicht lohnt.“

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